„Ändere die Welt, sie braucht es“, schrieb Bert Brecht. Was also tun, wenn wir uns nicht mit den gegebenen Ungerechtigkeiten, mit denen wir tagtäglich konfrontiert sind, abfinden wollen? Wie schaffen wir es, Strukturen zu schaffen, die die ArbeiterInnen und Angestellten, die SchülerInnen und StudentInnen, die Lehrlinge, die Erwerbslosen in die Lage versetzen, sich gegen Unrecht zu wehren. Strukturen zu schaffen, mit denen den vom kapitalistischen System ausgespuckten Menschen ihre Würde zurückgegeben wird. Strukturen zu schaffen, in denen wir nicht alle wehrlose Opfer der Diktatur der Konzerne und Banken sind. Eines vorweg: Es gibt keine Patentrezepte für den Widerstand. Es gilt deshalb gemeinsam im Vorwärtsgehen zu lernen. Aber es können an dieser Stelle eine Reihe strategischer Eckpunkte formuliert werden, die wir aus einer Analyse des Ist-Zustands der Gesellschaft ableiten.

Bewusstsein schaffen!

Verschleierung, Vernebelung und letztlich Verdummung sind die Aufgaben der Medien- und Unterhaltungsindustrie. Deshalb muss Gegeninformation und Gegenöffentlichkeit geschaffen werden, die die Menschen über ihre Interessen aufklärt und zu einer (Re-)Politisierung von Alltag und Kultur beiträgt. „Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“, fragte Brecht. Der Meinungsmache, dass sich jeder selbst der nächste wäre, müssen wir entgegenhalten, dass es kein glückliches Ich ohne ein glückliches Wir geben kann. Wer seine eigene Lage verbessern will, wird das nur schaffen, indem er gemeinsam mit seinen KollegInnen die Situation für alle ändert.

Klarheit schaffen!

Wer die Welt verändern will, muss sie zu allererst erkennen. Es braucht die allgemeine Einsicht, dass die täglich erfahrbaren Ungerechtigkeiten nicht Produkt von Zufälligkeiten sind, sondern letzten Endes die Konsequenz der bestehenden, kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Die kann aber nicht durch das Drehen an der einen oder anderen Schraube grundlegend geändert werden. Wie sagte Rosa Luxemburg? – „Revolution ist großartig, alles andere ist Quark!“

Einen starken Kern schaffen!

In den vergangenen Jahren erlebten wir in Österreich und Europa eine ganze Reihe großer Protestbewegungen, ob #unibrennt und die steirische Plattform 25 hierzulande oder Streikbewegungen in Frankreich, Umweltproteste in Deutschland oder Jugendrevolten in Spanien. Das waren wichtige Schritte und Erfahrungen, die aber leider alle mehr oder weniger rasch wieder abflauten. Damit der Widerstand über Ebbe und Flut der Bewegung getragen wird, die gesammelten Erfahrungen verarbeitet werden und Gesamtstrategien entwickelt werden, braucht es Organisation!

Kräfte bündeln!

Es geht auch darum, dass wir die Vereinzelung überwinden. Das heißt, gewerkschaftliche Kämpfe, bildungspolitische Auseinandersetzungen, den Einsatz für kulturelle Freiräume, den Kampf von MigrantInnen für ihre Rechte, das Engagement gegen Umweltzerstörung, das Eintreten für Frauenrechte und vieles mehr zusammenfließen zu lassen und ihnen eine antikapitalistische Stoßrichtung zu geben: Many topics, one struggle!

Hoch die internationale Solidarität!

Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten. Schon immer war der Kampf der ArbeiterInnenbewegung ein internationaler. Das gilt unter den Bedingungen der kapitalistischen „Globalisierung“ und der damit noch engeren Vernetzung von Wirtschaft und Politik noch weit stärker.

Die Kommunistische Jugend Österreichs und der Kommunistischen StudentInnenverband versuchen, auf der Grundlage der oben genannten Eckpunkte, junge Menschen zu befähigen, ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Das ist der Kern der Schaffung von Gegenmacht, die Widerstandsnetzwerke an Schulen, Unis, in Betrieben, in Wohnvierteln schafft. Mit Gegenmacht meinen wir das Zusammenwirken gesellschaftlicher Kräfte, die in ihrem Engagement für Frieden, Umweltschutz, ArbeiterInnenrechte, Demokratisierung, Menschenwürde, Frauenrechte eine gemeinsame Front gegen den Kapitalismus bilden. Wenn diese Teilkämpfe ein großes Ganzes bilden und die Menschen erreichen, können Millionen letztlich stärker sein als Millionäre.

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„Die Politik der KommunistInnen: Kampf für die Stärkung gewerkschaftlichen Einflusses, für Mitbestimmung, gegen Arbeitslosigkeit. Kampf für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen und gegen die Diskriminierung von Frauen, Minderheiten und AusländerInnen. Kampf gegen den Abbau und für den Ausbau demokratischer Rechte. Kampf mit Bürgerinitiativen gegen Umweltzerstörung, gegen Behörden- und Konzernwillkür. Kampf vor allem auch für die Erhaltung des Friedens. Kurz: Kampf für alles Humane, was der Kapitalismus verweigert und zerstört. Aber nicht einfach Kampf um Abhilfe dieser oder jener Mängel da und dort, sondern verbunden mit der Aufklärung darüber, dass es eine gesellschaftliche Alternative gibt – ein Gesellschaftssystem, den Sozialismus, in dem die strukturellen Ursachen beseitigt werden, die zur Unmenschlichkeit geführt haben.“
[Hans Heinz Holz]