Wir dokumentieren die Rede des KJÖ-Bundesvorsitzenden Robert Krotzer bei der diesjährigen Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen.

Liebe Genossinnen und Genossen!

Ich darf euch im Namen der Kommunistischen Jugend Österreichs sehr herzlich begrüßen. Und ich freue mich, dass wir auch heuer wieder gemeinsam mit jungen Sozialistinnen und Sozialisten den Millionen Opfern der faschistischen Barbarei gedenken und die Widerstandskämpferinnen und Widerstandkämpfer würdigen, die im Kampf gegen Faschismus und Krieg und für ein freies und demokratisches Österreich gestorben sind.

Dieses Gedenken verpflichtet gleichzeitig alle von uns zum weiteren Kampf! Wir erleben im Moment eine gewaltige Krise des kapitalistischen Systems. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Löhne sinken, das Sozialsystem wird ruiniert, das Gesundheitswesen wird kaputt gespart und es bleibt vielen Menschen immer weniger zum Leben. Rechtsextreme und Faschisten versuchen die berechtigten Sorgen der Menschen für ihre Zwecke zu missbrauchen. Ihre Aufgabe ist klar: es geht darum, die Menschen, die gemeinsam unter die Räder des kapitalistischen System kommen, gegeneinander auszuspielen und zu spalten.

Nach dem Motto „Nach oben buckeln, nach unten treten!“ propagieren sie den primitivsten und niveaulosesten Rassismus und Völkerhass. Brav im Interesse der Herrschenden, die für das Elend verantwortlich sind. Dafür zahlt mancher Konzernchef gern den einen oder anderen Euro an rechte Parteien – und das wo doch sonst überall gespart werden muss, wie man uns einredet, wenn wir höhere Löhne oder mehr Geld für Gesundheit und Bildung fordern.

Wir halten all dem entgegen: die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten, denn Arbeiterinnen und Arbeiter haben gemeinsame Interessen – egal woher wir kommen. Unsere Aufgabe ist es daher auch, den antisozialen Charakter der Rechten aufzuzeigen und sie zu demaskieren.

Am 8. Mai feierten wir den Tag der Befreiung von der faschistischen Barbarei im Jahr 1945. Nach 12 Jahren fand das „Tausendjährige Reich“ ein Ende, hinterlassen hat es 50 Millionen Kriegstote, halb Europa in Schutt und Asche und einen industriellen Massenmord an Jüdinnen und Juden und weiteren Menschen, die als „rassisch minderwertig“ betrachtet wurden. Die höchsten Repräsentanten des Nazi-Regimes wurden in Nürnberg verurteilt und hingerichtet. Geblieben aber sind die Siemens‘, die Thyssens, die Flicks, die die Nazis finanziert hatten und die aus Krieg und Völkermord dicke Profite gezogen haben und die ihre Macht rasch wieder herstellen konnten. Und noch heute gibt das Großkapital den Ton an.

Und es drängt erneut an die uneingeschränkte Herrschaft. Die Europäische Union, die Europäische Zentralbank und der Internationale Währungsfonds zwingen den Menschen im Interesse der Banken und Konzerne gewaltige Belastungspakete auf und entsorgen dabei gleichzeitig die Demokratie. Die neoliberalen Einheitsparteien – ob konservativ, sozialdemokratisch, rechts oder grün – sind willfährige Erfüllungsgehilfen dieses massenhaften Verarmungspaketes. Die europäischen Monopolkapitalisten haben den Marsch in Richtung eines autoritären Staates eingeschlagen, oder – mit den Worten der deutschen Bundeskanzlerin Merkel – hin zu einer „marktkonformen Demokratie“.

Unser Antifaschismus richtet sich daher nicht nur gegen Nazis und die FPÖ, sondern auch gegen das autoritäre Krisenregime der EU, verbunden mit einer kämpferischen antikapitalistischen Praxis.

Vor uns liegt nun die Aufgabe, Strukturen zu schaffen, die die arbeitenden Menschen, die SchülerInnen und Studierenden, die Lehrlinge, die Erwerbslosen in die Lage versetzen, sich gegen Unrecht zu wehren, Strukturen zu schaffen, mit denen den vom kapitalistischen System ausgespuckten Menschen ihre Würde zurückgegeben wird. Eine solche Bewegung ist die wichtigste Waffe gegen den stärker werdenden Rassismus und Neofaschismus. Und erst eine solche Bewegung kann den Kämpfen um ArbeiterInnenrechte, höhere Löhne, soziale Sicherheit und ein sozial gerechtes Bildungswesen, für Frieden, Frauenbefreiung und Umweltschutz, Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe die notwendige Stärke verleihen.

Veränderung fällt aber nicht vom Himmel – und Widerstand braucht Organisation. Gemeinsam gilt es eine Gegenmacht zu schaffen, damit wir nicht länger wehrlose Opfer der Diktatur der Konzerne und Banken sind. Wir werden dazu einen langen Atem brauchen, wir werden Rückschläge erleiden, Niederlagen einstecken müssen, aber letztlich gibt es keine Alternative dazu.

Unsere Hoffnung liegt im Aufbau von Widerstandsstrukturen in Österreich, Europa und weltweit. Für uns gibt es keine Alternative zur aktiven, unermüdlichen, solidarischen, demokratischen Organisation der revolutionären Gegenmacht. Nur durch Widerstand von unten können die Angriffe des Kapitals auf soziale und demokratische Rechte abgewehrt werden, faschistische Optionen verhindert und das kapitalistische System schließlich gestürzt werden. Unser Ziel ist und bleibt es – mit Karl Marx gesprochen -, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“

Wir kämpfen gegen Faschismus, Kapitalismus und Krieg – für Frieden, Demokratie und Sozialismus!

Freiheit!