Bildung im Kapitalismus gilt den Reichen. Bildung im Sozialismus dient der Befreiung des Menschen.

Ein stickiges Klassenzimmer, das Quecksilber im Thermometer steigt immer höher hinauf. Sogar die Uhr scheint ermattet, so heiß ist es. Der Professor ist zum schnarchen. Mit einer monotonen Stimme rattert er das aktuelle Buchkapitel herunter, erklärt wenig. Kaum jemand schreibt mit, was denn nun Alkalimetalle ausmacht. Dem Lehrer gelingt es nicht, den trockenen Stoff mit dem Leben seiner SchülerInnen zu verknüpfen. Wer nichts kapiert, wird abserviert.

Eine Frage des Geldes

So geht es vielen SchülerInnen in Österreich. Es ist aber nicht allein fader Frontalunterricht, der viele abschreckt. Der Druck, der etwa auf SchülerInnen „niedriger“ Schulstufen lastet, die Perspektivlosigkeit vieler HauptschülerInnen und aktuell die Hetze gegen SchulschwänzerInnen sind weitere Faktoren, welche junge Menschen vor der Schulbank erschrecken lassen. Zudem können sich Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien kaum teure Nachhilfestunden leisten. Bei Unis kommen die Studiengebühren als Abschreckung hinzu. Die „Beiträge“, wie sie bald wieder an den Unis beispielsweise in Wien und Innsbruck eingehoben werden, tragen nicht dazu bei, dass diese finanziell besser dastehen. Vielmehr sind es Hürden für Leute aus sozial schwächeren Familien, welche diese vom Studieren abhalten sollen.

Zwar sind in den vergangenen Jahren die Bildungsausgaben insgesamt schleichend gestiegen. Mit dem Konzept der „Neuen Mittelschule“ jedoch besteht die Gefahr, dass diese Schulform zur finanziell ausgehungerten Restschule der Mehrheit verkommt. Gleichzeitig wird das Gymnasium endgültig die Zuchtanlage der Eliten.

Weiters haben wir mit dem „School Sponsoring“ einen Mechanismus zur Kommerzialisierung der Bildung. Da spendiert eine Firma etwa neue Turngeräte für eine benachteiligte Schule, wirbt nebenbei auf den Klos und in der Mensa einer Uni. Ziel ist es, auf diese Weise unter dem Label der „Autonomie“ (Selbstständigkeit) Schulen und Unis zunehmend in Abhängigkeit von privaten Unternehmen zu bringen. Diese holen sich dann ihre Nachwuchskader direkt von der Schulbank und aus den Hörsälen.

Bildung: eine Klassenfrage

Die Bildung im Kapitalismus – und besonders in Österreich – ist darauf ausgerichtet, Ellbogendenken und Konkurrenz zu verbreiten. Schon früh werden Misstrauen und Zwietracht gesät, damit man sich bald an „die Welt da draußen“, an das Berufsleben gewöhnen möge. Dort sei sich ja jeder selbst der nächste. Ein Sprichwort besagt, dass man nicht für die Schule, sondern für das Leben lerne. Aber so ein Leben wollen und dürfen wir nicht führen. Lernen wir Zwietracht in der Schule, und nehmen wir diese Zwietracht ins spätere Berufsleben mit, so dient sie nur den Bossen, die uns gegeneinander ausspielen.

Die herrschende, kapitalistische Klasse und die ihr nahe stehenden Schichten können es sich leisten, ihre Kinder mit vergleichsweise hochwertiger Bildung zu versorgen. Kinder aus ArbeiterInnen- und Angestelltenfamilien, aber auch MigrantInnen haben das Nachsehen. Sie haben meist eine kurze Schullaufbahn, damit sie möglichst schnell möglichst wenig, aber immerhin genug wissen, um zu arbeiten. Sie werden verdummt und klein gehalten, und das über Generationen. Denn spätestens das Zeitalter der Aufklärung hat gezeigt, dass Menschen umso gefährlicher für ihre Herrscher werden, je mehr sie von der Welt wissen. So stellen sie Autoritäten in Frage. Am deutlichsten wurde das historisch mit dem Siegeszug der Wissenschaften und dem damit einher gehenden Bedeutungsverlust der Kirche in Europa.

Wissen ist Macht

An diese Grundhaltung knüpfen wir KommunistInnen an. Damit fordern wir etwas ein, was in Österreich eigentlich Gesetz ist:

„Demokratie, Humanität, Solidarität, Friede und Gerechtigkeit sowie Offenheit und Toleranz gegenüber den Menschen sind Grundwerte der Schule, auf deren Grundlage sie der gesamten Bevölkerung, unabhängig von Herkunft, sozialer Lage und finanziellem Hintergrund, unter steter Sicherung und Weiterentwicklung bestmöglicher Qualität ein höchstmögliches Bildungsniveau sichert.“[1]

Genau darum geht es uns: weg von frontalen, bevormundenden und vielleicht sogar von außen manipulierten Vorträgen. Die Bildung im Sozialismus soll humanistischen Zwecken dienen, den Menschen befähigen, sein eigener Herr zu werden, aktiv das eigene Schicksal zu gestalten. Deshalb waren ja im 19. Jahrhundert Arbeiterbildungsvereine so populär: politische, philosophische, wissenschaftliche und andere Themen wurden dort von ArbeiterInnen kollektiv erarbeitet, oft unter Anleitung sozialistischer Intellektueller. Ziel war es, ihnen über die Schulbildung hinausgehende Inhalte zu vermitteln, die sonst nur Studierten vorbehalten waren. So sollte humanistisches Wissen auch dem Worte entsprechend allen Menschen zugänglich gemacht werden. Zweck dieses Wissens war und ist es, die von oben verordnete Dummheit und Fremdbestimmung und auch die Autoritätsgläubigkeit abzuschaffen.

Bildung für alle

Wir fordern also ein radikal verändertes Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Universität. Dieses soll sich an den Bedürfnissen und Rechten der lernenden Menschen und der Gesellschaft orientieren, nicht an der Profitgier weniger Bosse. In Finnland etwa findet sich ein von der DDR abgekupfertes stark ausgebautes Kindergartennetz, welches beiden Eltern ermöglicht, arbeiten zu gehen. Wir wollen aber noch mehr. So folgte der deutsche Arbeiter- und Bauernstaat ähnlichen Maximen, wie sie im B-VG nachzulesen sind, setzte diese aber auch konsequent um. So lernten SchülerInnen zunächst zehn Jahre lang gemeinsam. Das beförderte eine vertraute und meist solidarische Lernatmosphäre. Hier konnte jedes Kind langsam, aber sicher an seinen Fertigkeiten und Talenten feilen. Erst mit der zehnten Klasse wurde dann nach Berufsschulen und Begabtenschulen (so genannte „Erweiterte Oberschulen“, in denen maturiert wurde) differenziert. Das geschah aber erst nach Absprache mit den Betroffenen. Jugendliche hatten in der DDR – wie in anderen sozialistischen Ländern – unabhängig von Religion, Hautfarbe und sozialer Herkunft die selben Chancen und genossen die selbe Förderung in ihrer Bildungslaufbahn. Und all dies wurde ausschließlich vom Staat finanziert.

In Cuba funktioniert die Bildung in der Primär- und Sekundarstufe ähnlich. Will jemand studieren, so wird ihm oder ihr vorher eine individuelle, ausführliche Beratung zuteil, wo – abgeleitet aus Zeugnissen u.ä. – nach den jeweiligen Interessen und Stärken eine Auswahl an möglichen Studien vorgestellt wird, welche auch kurz- und mittelfristige Relevanz für die Gesamtgesellschaft haben. Alles ganz gebührenfrei. Und das in einem Land der so genannten Dritten Welt.

[1] aus: B-VG, §14, Abs.5a