Ein historischer Abriss über fast fünf Jahrzehnte kommunistischer Jugendarbeit mit dem Ziel, einen Bogen von der Gründung der Kommunistischen Jugend Österreichs (KJÖ) bis zur Gegenwart zu spannen.

von Raffael Schöberl, Bundesvorsitzender der KJÖ

49 Jahre Kommunistische Jugend Österreichs - 49 Jahre Klassenkampf für die Jugend und die ArbeiterInnenklasse!
Am 10. Mai 1970 wurde die Kommunistische Jugend Österreichs gegründet.

Vor 49 Jahren, am 10. Mai 1970, wurde die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) unter dem Gründungsmotto „Die Zukunft: Sozialismus!“ aus der Wiege gehoben. Die Konstituierung einer eigenständigen und auf dem Boden des Marxismus-Leninismus stehenden Jugendorganisation besiegelte den Abschluss eines langwierigen Differenzierungsprozesses junger Kommunistinnen und Kommunisten von der Freien Österreichischen Jugend (FÖJ). Während sich die FÖJ insbesondere im Oktoberstreik 1950 noch als klassenkämpferische Kraft behaupten konnte, stellte sich ihre Führung Ende der 1960er Jahre unmissverständlich auf die Seite der RevisionistInnen, was zu einer massiven Austrittswelle von jungen KommunistInnen führte.

Schon bald nach ihrer Gründung konnte sich die KJÖ als einzig relevante marxistisch-leninistische Organisation neben der KPÖ etablieren. Ganz im Sinne des proletarischen Internationalismus wurde die internationale Solidarität zu einem Grundpfeiler des jungen Verbandes, was sich insbesondere in einer klaren solidarischen Haltung gegenüber den real existierenden sozialistischen Ländern äußerte.

Auch hierzulande konnten wichtige Akzente gesetzt werden: Die sozialen Probleme der arbeitenden und lernenden Jugend wurden von der jungen KJÖ genauso aufgegriffen, wie die völlig unzureichende Politik Kreiskys kritisiert. So wurden kommunistische SchülerInnenzeitungen verteilt, mit Aktionen auf die Situation der Jugend aufmerksam gemacht und auch in SchülerInnengremien bzw. Jugendvertrauensräten konnten sich unsere Mitglieder behaupten.

Während die KJÖ in ihren Gründungsjahren noch an den Erfahrungen der zwei vorangegangenen Generationen anknüpfte, indem sie sich der Interessensvertretungsarbeit in Schulen und Betrieben verschrieben hatte, sollte sich dies mit der Konterrevolution des Sozialismus in Europa grundlegend ändern. Denn die ideologischen Wirren der 1990er Jahre hatten die kommunistische Bewegung in ganz Europa fest im Griff und machten auch vor Österreich keinen Halt.

Die EntscheidungsträgerInnen der KPÖ und auch die der KJÖ verabschiedeten sich bereitwillig vom theoretischen Rüstzeug des Marxismus-Leninismus und erklärten postmoderne und poplinke Theorien zum politischen Dogma. Die damalige KPÖ-Führung hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Partei in ein diffuses „Linksprojekt“ zu transformieren und die KJÖ verlieh sich den Namenzusatz „Junge Linke“. Dies war nicht bloß als eine Anbiederung an den politischen Mainstream zu verstehen, sondern vielmehr als Ausdruck einer ideologischen Abkehr von Marx, Engels und Lenin.

Die Frage nach dem Eigentum an Produktionsmitteln; die Kritik am Kapitalismus als antagonistisches Klassensystem und die Frage nach seiner revolutionären Überwindung hatten in der KJÖ der frühen 1990er Jahre keinen Platz mehr. Selbst vom proletarischen Internationalismus und der marxistischen Faschismusanalyse verabschiedete man sich und ersetzte diese durch antinationale „Kritik“.

Wenig verwunderlich wirkte sich die ideologische Selbstaufgabe massiv auf das Leben der Organisation aus – und zwar keineswegs zum Positiven. Der Anspruch, eine revolutionäre Interessensvertretungsarbeit in Schulen und Betrieben zu leisten, wurde aufgegeben und durch Kampagnen, wie „Don’t believe the hype!“, ersetzt. Die KJÖ sollte in diesen Jahren auf wenige, an einer Hand abzählbare Regionalstrukturen zusammenschrumpfen.

Doch während sich große Teile der österreichischen „Linken“ bis heute nicht von diesem postmodernen Irrweg erholen sollten, fand er in der KJÖ glücklicherweise sein Ende. Denn immer mehr Jugendliche, die zur KJÖ stießen, wollten sich mit diesen ideologischen Zuständen nicht mehr abfinden. Sie wollten kommunistische Jugendpolitik gegen dieses kapitalistische System betreiben und sich dafür auch marxistisches Rüstzeug aneignen.

Die brachliegenden Kontakte zum Weltbund der Demokratischen Jugend und zu unseren Schwesterorganisationen konnten erneuert werden, man beteiligte sich mit einer Delegation an den Weltfestspielen der Jugend und Studierenden in Kuba und organisierte Fahrten zur jährlichen Luxemburg-Liebknecht-Lenin-Demonstration nach Berlin.

Ab dem Jahr 2002 sollte sich das Verhältnis zwischen der KJÖ und der KPÖ-Führung drastisch verschlechtern. Unter der Federführung Walter Baiers wurde aus der KPÖ eine Partei, die jegliche marxistische Orientierung über Bord warf, die ihre Anti-EU-Haltung aufgab, kritische Parteimitglieder ausschloss oder vor bürgerliche Gerichte zerrte und sogar mit dem Rechtsextremisten Christian Machowetz Geschäfte abschloss. Die KPÖ sah sich mehrheitlich immer weniger als Partei der ArbeiterInnenklasse, des Klassenkampfs und der Revolution, sondern man gefiel sich fortan in der Rolle einer pluralistisch-linksintellektuellen und moralisierenden Zwischenruferin innerhalb des herrschenden Systems. Die verbliebene marxistisch-leninistische Opposition wurde zu dieser Zeit vonseiten der RevisionistInnen massiv bekämpft. Mit dem, entgegen anderslautender Beschlüsse als Delegiertenparteitag abgehaltenen, 33. Parteitag in Linz-Ebelsberg im Jahr 2004 gilt diese Entwicklung für uns als abgeschlossen.

Im Jahr 2005 formierte sich die „Kommunistische Initiative“ (KI) aus der ehemaligen KPÖ-Opposition heraus als Sammelbewegung der marxistisch-leninistischen Kräfte außerhalb der KPÖ. Die KPÖ Steiermark erarbeitete ein eigenständiges Parteiprogramm und sah sich fortan nicht mehr als Teil des Bundesvorstands der Rest-KPÖ.

Als im Jahr 2013 die Partei der Arbeit (PdA) gegründet wurde und sich diese seither im Auf- und Ausbau von Grund- und Landesorganisationen befindet, beschloss die KJÖ auf den darauffolgenden Bundeskongressen die bundesweite Orientierung auf diese Partei. Insbesondere der 18. Bundeskongress der KJÖ ist hier zu nennen, auf dem unsere Mitglieder beschlossen haben, die junge Partei der Arbeit in ihrem Aufbau an bundesweiten Strukturen zu unterstützen, um so den Weg zu ebnen für eine bundesweit relevante und in der ArbeiterInnenklasse verankerten revolutionären und kommunistischen Partei in Österreich. Als Kommunistische Jugend Österreichs orientieren wir darauf, gemeinsam mit der PdA bundesweit und in der Steiermark mit der KPÖ Steiermark an Stärke zu gewinnen und somit ein Fundament dafür zu schaffen, um unseren bevorstehenden Aufgaben und der Verantwortung der Jugend und der ArbeiterInnenklasse gegenüber gerecht zu werden.

„Wir wissen, wohin wir gehen, weil wir wissen, woher wir kommen“, heißt es in einem Lied der bekannten österreichischen Musikgruppe „Die Schmetterlinge“. Diese eine Zeile aus dem Liedtext hat für uns als kommunistische Jugendorganisation seine besondere Gültigkeit. Denn die Geschichte der KJÖ ist untrennbar mit der Geschichte der österreichischen ArbeiterInnenjugend der letzten 49 Jahre verbunden – und damit auch mit den ideologischen Auseinandersetzungen innerhalb der Gesellschaft dieser Zeitspanne. Dieser kurze Abriss über fast fünf Jahrzehnte kommunistischer Jugendarbeit ist ein Versuch, aufzuzeigen, dass Geschichte nie ohne Widersprüche abläuft. Aber es zeigt sich daran auch, dass es sich gelohnt hat, um unsere Organisation als marxistisch-leninistischen Jugendverband zu kämpfen. Und diese Erkenntnis hat für die Gegenwart wie auch die Zukunft seine Gültigkeit. Denn gerade im fünfzigsten Jahr ihres Bestehens braucht es die KJÖ als klassenkämpferische, revolutionäre und marxistisch-leninistische Jugendorganisation. Die Existenz einer Kommunistischen Jugend, die ihrem Namen auch gerecht wird, ist dabei aber keineswegs ein Selbstzweck, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Denn wir leben heute in einer Zeit, in der sich die sozialen Probleme der Jugend und der ArbeiterInnenklasse zuspitzen und in der die im Kapitalismus immanente Ungleichheit mehr und mehr zunimmt, einer Zeit, in der imperialistische Kriege auf der Tagesordnung stehen und die Zerstörung von Natur und Umwelt zu einer immer größeren Bedrohung wird. Es braucht die KJÖ also als antikapitalistische und marxistisch-leninistische Kraft, die an den täglichen Lebensbereichen junger Menschen anknüpft und mit der wir die Systematik der Kluft zwischen Arm und Reich, der Ausbeutung und Arbeitslosigkeit im kapitalistischen System nicht nur aufzeigen, sondern mit aller Kraft dagegen ankämpfen, für den Sozialismus-Kommunismus!