Liebe Genossinnen und Genossen!

Ich darf euch im Namen der Kommunistischen Jugend Österreichs ganz herzlich begrüßen. Es ist mir eine besondere Ehre, dass wir heuer neben jungen Sozialistinnen und Sozialisten, gemeinsam mit unseren GenossInnen von der KNE und der FGC zu Ehren der Roten Armee und im Gedenken an die Millionen Opfer, die der mörderische Vernichtungskrieg des deutschen Faschismus dem sowjetischen Volk abverlangt hatte, zu dieser Gedenkkundgebung versammelt haben.

Es scheint, als hätte der Antikommunismus wieder einmal Hochkonjunktur in der österreichischen Politik und der hiesigen Medienlandschaft: FPÖ-Innenminister Kickl machte den Anfang, als er bei der Parlamentsdebatte zum willkürlichen und umstrittenen Symbolgesetz bereits andeuten ließ, dass das Gesetz auch gegen Symbole der ArbeiterInnenbewegung, nämlich gegen Hammer und Sichel, ausgeweitet werden könne. Kurz und Konsorten echauffierten sich nun vor wenigen Tagen medienwirksam darüber, dass junge SozialistInnen Lenins 149. Geburtstag feierten. Die Herrschaften von ÖVP und FPÖ griffen dabei so tief in die Mottenkiste des Antikommunismus, dass sie das schafften, was nicht einmal bürgerliche Geschichtsbücher vor ihnen zustande bringen sollten, nämlich den russischen Revolutionär als „Massenmörder“ und brutalen Diktator zu verunglimpfen.

Dass dies nichts weiter als ein durchschaubares Manöver ist, mit dem die Regierungsparteien von den eigenen Verbindungen zum Rechtsextremismus ablenken wollen, liegt auf der Hand. Auch die derzeitige Diffamierungskampagne gegen bestimmte politische Gruppen erfüllt genau denselben Zweck. Dass sich die SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner sofort bemüßigt fühlte, sich von Lenin und diesen Gruppen zu distanzieren, zeigt jedoch, dass bei den Herrschenden Einigkeit herrscht.

„Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat!“, hatte einmal die Revolutionärin und Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands, Rosa Luxemburg, klargestellt. Und selbstverständlich gilt das auch für eine Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, also der Geschichte der internationalen ArbeiterInnenbewegung und ihrer politischen Führer. Aller antikommunistischen Unkenrufe zum Trotz wollen wir uns mit Sicherheit nicht distanzieren.

Lenin war einer der bedeutendsten Theoretiker und Praktiker des Marxismus. Er ging als Revolutionär im Kampf gegen imperialistische Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung und nicht zuletzt als Mitbegründer der Sowjetunion durch die große sozialistische Oktoberrevolution, dessen zentrale Figur er war, in die Geschichte ein. Und eben diese Oktoberrevolution versetzte nicht nur dem Wüten des Ersten Weltkrieges und der kolonialen Unterdrückung weiter Teile der Erde einen schweren Schlag, sondern befreite große Teile der Arbeitenden von der Unterjochung des Kapitals. Die Sowjetunion trug auch die Hauptlast im Kampf gegen den Nazi-Faschismus in Europa. Das ist nichts vor dem wir uns schämen oder gar distanzieren bräuchten. Und wer dies dennoch für nötig hält, fällt nicht nur im Liegen um, sondern steht schlichtweg auf der falschen Seite der Barrikade.

Unvorstellbare 26 Millionen Sowjetbürgerinnen und -bürger wurden Opfer des mörderischen Vernichtungskriegs des deutschen Faschismus. In etwa 5,7 Millionen Angehörige der Roten Armee gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, von denen etwa 3,3 Millionen an Hunger, Kälte, Krankheiten und Zwangsarbeit zugrunde gingen oder durch massenhafte Erschießungen ermordet wurden. 

Als in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 die Truppen Nazi-Deutschlands und seiner Verbündeten ohne Kriegserklärung in die Sowjetunion einfielen, wollte der deutsche Imperialismus seinen entscheidenden Schritt zur Weltherrschaft setzen, die reichen Bodenschätze des Ostens plündern, den Zusammenbruch der Sowjetunion mit allen Mitteln erzwingen und den Bolschewismus durch einen Vernichtungskrieg vollständig ausrotten.

„Erschießen, Aussiedeln, etc.“, alles „ausrotten, was sich gegen uns stellt“, unterstrich Hitler wenige Wochen nach dem Beginn des Feldzugs gegen die Sowjetunion nochmals das barbarische Vorgehen des deutschen Faschismus. Der Terror sollte zum wichtigsten Instrument der Nazis werden, die Völker der UdSSR zu zwingen, die deutsche Okkupation, die ökonomische Ausbeutung und die Zwangs- und Sklavenarbeit für die Faschisten hinzunehmen.

Doch insbesondere die deutsche Kapitulation in Stalingrad und der dortige Sieg der Roten Armee über die Wehrmacht, war der Anfang einer radikalen Wende des Kriegsverlaufs im Zweiten Weltkrieg. Während die deutsche Kampfmoral durch die Niederlage in Stalingrad massiven Schaden erlitt, befeuerte der sowjetische Sieg Widerstandsbewegungen in den von den Nazis besetzten Gebieten Europas, noch härter für die Befreiung ihrer Länder zu kämpfen. Von diesem Zeitpunkt an konnten AntifaschistInnen wieder neue Kraft und Zuversicht aus den militärischen Siegen der Sowjetunion schöpfen. Und auch wenn es noch bis zum 8. Mai 1945 dauern sollte, war der Sieg über die faschistische Wehrmacht in Stalingrad der Grundstein für die endgültige, vernichtende Niederlage des deutschen Faschismus.

Der nun wieder durch Bundeskanzler Kurz befeuerte Antikommunismus ist aber als ein weiterer Versuch der Herrschenden zu werten, die Geschichte umzuschreiben.

Denn nichts ist einfacher, als den opferreichen Beitrag der Sowjetunion und der Roten Armee an der Befreiung Europas zu leugnen und in Misskredit zu bringen, in dem man ihr Vermächtnis bespuckt und ihre politischen Führer diffamiert und darüber hinaus versucht ein System, in dem es keine Ausbeutung auf Kosten der Mehrheit mehr gibt, weiter zu delegitimieren.

Auch wenn bürgerliche Geschichtsschreiber nichts unversucht lassen, das Gegenteil zu behaupten, gehörten die junge Sowjetunion und mit ihr KommunistInnen und revolutionäre SozialistInnen in ganz Europa gerade deswegen zu den erbittertsten GegnerInnen des Faschismus, weil sie den diametralen Gegensatz zur faschistischen Barbarei darstellten. Sie standen für eine Welt ohne Unterdrückung, Ausbeutung und Krieg. Sie standen für den Sturz der Ordnung, welche diese Barbarei erst ermöglichte, sie standen für die Hoffnungen und Träume von Millionen und Abermillionen Menschen weltweit.

Den WiderstandskämpferInnen, den PartisanInnen und allen Alliierten – insbesondere der Roten Armee – gebührt unser ewiger Dank für das Niederringen des Faschismus. In der Tradition der KommunistInnen und revolutionären Teile der ArbeiterInnenbewegung, die erbitterten Widerstand gegen die faschistische Tötungsmaschinerie geleistet haben, ist unser antifaschistisches Verständnis untrennbar mit dem Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus verbunden. In diesem Sinne, liebe Genossinnen und Genossen: Sagen wir Nein zu Faschismus, Kapitalismus und Imperialismus!

Rotfront und Freiheit!