anitfa-braunauDer Antifaschismus stellt seit jeher und für immer eine tragende Säule kommunistischer Arbeit dar – praktisch wie theoretisch. Im Folgenden findet ihr 26 Punkte, die euch den Umgang mit Neonazis und Dollfußjüngern aufzeigen.

 

Antikapitalismus ausleben. Die Geschichte zeigt, dass der Faschismus Gewehr bei Fuß stand, als der Kapitalismus in die Krise geriet. Grundlage des Faschismus ist ein geopolitisch und wirtschaftlich, also imperialistisch begründeter Expansionsdrang. Daher ist es wichtig, gerade heute aufzuzeigen, dass der Faschismus im Kapitalismus wurzelt (→ Georgi Dimitrow). Der Faschismus wird nur dann endgültig besiegt sein, wenn der Kapitalismus überwunden ist. Oder, um mit Brecht zu sprechen: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Braunau bereisen. Oberösterreichs Grenzstadt Braunau hat das Pech, Geburtsort des bekanntesten faschistischen Diktators aller Zeiten zu sein. Daher hat es große Bedeutung, als AntifaschistIn hier alljährlich rund um Adolf Hitlers Geburtstag (20. April 1889) bei der einzigen Antifa-Demo am Land teilzunehmen. Braunau darf nicht zur braunen Pilgerstätte verkommen.

Camouflage kippen. Um Strafen zu entgehen, bedienen sich Neonazis etwa verschiedener Zahlencodes (z.B. ’88‘ für ‚HH‘, also ‚Heil Hitler‘) auf Gewand, Klumpert und Pecken. Gleichzeitig kapern sie seit jeher jugendliche Subkulturen (→ Jugendkultur jederzeit). Wir müssen diese Maskerade daher ständig beobachten und entlarven (→ immer informieren).

Dollfuß, der Dolm. Er hängt an keinem Strick, sondern im ÖVP-Klub im Nationalrat: gemeint ist der ‚christlich-soziale‘ Ex-Kanzler Engelbert Dollfuß (1892-1934). Sein Regime war alles andere als sozial: er verbot Gewerkschaften und (neben anderen) die proletarischen Parteien (KP und SP), und bot Finanzkapital, Großgrundbesitz und Kirche eine Lobby. Klar ist: Dollfuß kämpfte nicht für Österreichs Unabhängigkeit, sondern ein ‚besseres Deutschland‘. Auch das ebnete den Weg zum ‚Anschluss‘ 1938 und zu Schwarz-Blau 1999.

Einheitsfront ernstnehmen. Die KPD vertrat Anfang der 1930er die ‚Sozialfaschismusthese‘. Verkürzt sagt sie folgendes aus: Sozis sind braun. Glücklicherweise sah die KPD ein, dass dies die Anti-Nazi-Kräfte enorm schwächt. Daher nahmen die deutschen GenossInnen schnell wieder von der These Abstand und strebten eine Einheitsfront gegen den Faschismus an. Gelebt wurde sie z.B. in der Résistance, im Spanischen Bürgerkrieg und in den Reihen der Roten Armee. Dieser Kampf forderte viel Blut. Damit es nicht wieder so weit kommt, müssen wir, wo nötig, immer und von Anfang an mit anderen fortschrittlichen DemokratInnen, mit Gewerkschaften und anderen antifaschistische Bündnisse initiieren. Auf diese Weise lassen sich Faschos leichter bekämpfen.

Fabrik, Feldkirch und FH. Antifaschismus muss immer und überall, vor allem aber im konkreten persönlichen Umfeld gelebt werden. Das heißt, jedeR muss den Faschismus (so in Gestalt ausländerfeindlicher Vorurteile → Xenophobie bekämpfen) an der eigenen Werk-, Schul- und Parkbank ersticken.

Georgi Dimitrow. Der bulgarische Kommunist (1882-1942) und spätere Ministerpräsident stellte die nach ihm benannte These auf, die uns zum Kapitalismus, der Wurzel des Faschismus, zurückführt. Der Vollständigkeit halber sei sie hier wiederholt. Demnach ist der Faschismus „an der Macht (…) die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals. Die reaktionärste Spielart des Faschismus ist der Faschismus deutschen Schlages. Er hat die Dreistigkeit, sich Nationalsozialismus zu nennen, obwohl er nichts mit Sozialismus gemein hat.“ [1] (→ Totalitarismus-Trottel)

Hitlers Hoden hinkt. Ohne Chaplins ‚Der große Diktator‘ (1940), ‚Sascha‘ von den Toten Hosen (1993), ‚Die Deutsche Kochschau‘ von Stermann und Grissemann (2007) und ähnliche Werke würden viele Menschen den andauernden Kampf gegen Stiefel- und Anzugnazis wohl schnell aufgeben, da sich bei dem ganzen braunen Irrsinn kein Ventil öffnete. Humor braucht der Mensch! Gerade gegen Hitler und seine Erben.

Immer informieren. „Kein Vergeben, kein Vergessen – Nazis haben Namen und Adressen“, lautet ein bekannter Slogan. Wenn man Nazis ausforscht, kann man sie in der Nachbarschaft schnell enttarnen und isolieren. Dabei darf man sich jedoch nicht auf ihre Ebene hinab begeben und zu strafbaren Handlungen aufrufen. Zudem muss die generelle antifaschistische Agitation und Propaganda unermüdlich, unnachgiebig und immer fundiert sein. Die eigene andauernde Weiterbildung ist die andere Seite der Medaille.

Jugendkultur jederzeit. Die faschistische Bewegung hat es schon zu ihren Anfangszeiten verstanden, jugendliche Subkulturen zu kapern und zu ihren Zwecken zu instrumentalisieren. Aktuell geben sich Faschisten gerne als Bobos [2] (Stichwort ‚Identitäre‘). Wir müssen dieselbe Schiene nutzen. Nein, keine Angst: die KJÖ wird kein postmoderner Verein – aber wir sollten immer im Kontakt mit Gleichaltrigen bleiben und Jugendkultur verteidigen.

Klasse statt Rasse. Die antikapitalistische Position gründet in unserem Klassenstandpunkt. Rassismus dient nur den Bossen, welche durch (mediale) Hetze und miese Arbeitsbedingungen einheimische und zugewanderte Werktätige spalten und gegeneinander ausspielen wollen. Im Endeffekt leiden aber auch InländerInnen darunter, denn gegen AusländerInnen gerichtete Arbeitszeiten und Lohndumping können sich ganz schnell auch gegen sie selbst wenden. Für die Chefetagen ist Rassismus ein wirksames Unterdrückungsinstrument, in der Werkshalle und im Büro selbstmörderisch. Die Grenzen verlaufen zwischen oben und unten, nicht zwischen den Völkern. Dies ist immer zu betonen. Antifaschismus darf nicht von der Klasse losgelöst sein.

Liebe und Lust. Die faschistische Ideologie ist von Angst vor Fremden (→ Xenophobie bekämpfen, Klasse statt Rasse) und einem patriarchalen Menschenbild geprägt. Liebe existiert defacto nur gegenüber der Nation, Lust empfindet man höchstens bei stumpfen Besäufnissen, allzu große Gefühle gegenüber Mitmenschen werden als Zeichen der Verweichlichung gedeutet. Die demonstrative Zurschaustellung anderer Lebenskonzepte und Menschenbilder ist Faschos ein Dorn im Auge. Treiben wir ihn tiefer hinein. Die Palette reicht von Homo-Schmuse-Flashmobs bis zu Soli-Arbeit bei Streiks.

Mauthausen mahnt. Auf allen Ebenen der NS-Vernichtungsmaschine arbeiteten nach wissenschaftlichen Schätzungen zwischen 40 und 80 Prozent gebürtige ‚Ostmärkler‘. Zudem steht in der Nähe von Linz eines der berüchtigsten Lager der Nazizeit: das KZ Mauthausen. Antifa-Seminare in der Nähe, das aktive Gedenken (nicht nur bei den Befreiungsfeiern) auch bei anderen Mahnmalen, ZeitzeugInnengespräche, Filmvorführungen, selbstorganisierte historische Führungen gehören genau so zum österreichischen Antifaschismus wie eine Sitzblockade beim ‚Akademikerball‘.

Nimmermehr. A. bedeutet auch die konsequente Ablehnung jedes Angriffskriegs und des bei Antinationalen, Grünen und sonstigen Möchtegern-Linken so beliebten Interventionismus. Diese antiimperialistische Haltung ist nicht mit Pazifismus gleichzusetzen, welcher jegliche Gewalt zur Erreichung politischer Ziele ablehnt – mit Sit-Ins hätten die Alliierten und PartisanInnen die Achse nämlich nicht besiegen können. Dennoch gehört es auch dazu, in nichtrevolutionären Zeiten Friedensdemos anzumelden/zu unterstützen, gegen imperialistische Kriege (und für mehr Diplomatie) zu agitieren sowie den Waffenhandel und seine Auswüchse in Österreich zu beobachten.

Offensive organisieren. AntifaschistInnen dürfen sich niemals verstecken und müssen immer und überall offensiv, organisiert, geschlossen und sichtbar auf der Straße sein. Wo sie zurückgedrängt werden, müssen sie sich neu gruppieren und gestärkt in den Gegenangriff gehen.

Patriotismus punktet. Antinationale grölen gerne „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn“. InternationalistInnen wissen: wo wir sind, bekämpfen wir die Unterdrücker, als wären sie unsere eigenen: „Doch wir haben die Heimat nicht verloren/uns’re Heimat liegt heute vor Madrid.“ [3] Man kann auch keinen antifaschistischen Konsens in der Bevölkerung herstellen, wenn man all jene vor den Kopf stößt, die heimatverbunden sind. Gleichzeitig ist der Chauvinismus zu bekämpfen. Er wertet andere Nationen und Völker aggressiv und überheblich ab. Man darf ruhig stolz darauf sein, wenn man selbst oder die Ahnen ein gutes Gesundheitssystem, gute Bildung und ein sicheres Sozialsystem im Land erkämpft hat/haben. Und es ist die patriotische Pflicht, jene zu bekämpfen, welche diese Errungenschaften abbauen wollen, dieses Land für die Knechtung anderer Völker und den Raubbau an fremden Ländern missbrauchen (→ Nimmermehr).

Querfront ist Quecksilber. Die Chemie lehrt: Quecksilber ist sehr giftig. Die ‚Querfront‘ ist politisches Quecksilber. Mit diesem Phänomen bezeichnet man den Versuch von FaschistInnen, Linke offen zu politischen Bündnissen zu motivieren („quer durch die Fronten“), da man ohnehin denselben Feind habe: Globalisierung, Kapital usw. Wer nicht versteht, warum jegliche Querfront-Anfragen gefährlich, lächerlich und schließlich aufs Schärfste zurückzuweisen sind, überspringe den nächsten Punkt (→ Soziale Demagogie entlarven).

Rational und revolutionär. 1. Antifaschismus kann so flexibel sein, dem Gegner spontan zu begegnen (→ Fabrik, Feldkirch und FH). Er muss aber fähig sein, langfristig zu planen, die Schritte des Feindes im Voraus kennen und entsprechend wirksame Gegenmaßnahmen vorzubereiten und auszuführen. 2. Vergessen wir nie: kommunistischer Antifaschismus hat stets eine systemüberwindende Perspektive im Blick (→ Antikapitalismus ausleben).

Soziale Demagogie entlarven. Der F. und ihm nahe politische Fraktionen (v.a. das Dritte Lager) bedienen sich rhetorisch der sozialen Demagogie (Volksverführung). So werden soziale Probleme aufgegriffen und derart verdreht, um von den realen Ursachen abzulenken. Dabei werden Sündenböcke präsentiert (‚gierige Banker‘, Juden, Migranten, ‚Pleitegriechen‘). Bürgerliche AntifaschistInnen sind aufgrund ihrer etablierten Stellung im System nicht in der Lage, dieser Hetze adäquat zu begegnen. JungkommunistInnen müssen die Hetze und ihre Funktionalität als Systemstütze (→ Klasse statt Rasse) entlarven und gemeinsam mit allen Betroffenen wirksame Problemlösungen erarbeiten.

Totalitarismus-Trottel. Die Totalitarismus-Theorie geht auf die eigentlich rätedemokratisch positionierte Politologin Hannah Arendt (1906-1975) zurück. Die unwissenschaftliche These vergleicht oberflächlich Ähnlichkeiten des Hitlerregimes und der Sowjetunion unter Stalin bzw. Maos China (Lager, ‚Spitzelstaat‘ usw.), um den Faschismus mit dem Sozialismus und Kommunismus gleichzusetzen. Der jeweilige Klassencharakter, die daraus folgenden, völlig entgegengesetzten Ideologien (wissenschaftlich-demokratisch orientierter Humanismus contra Autoritätsgläubigkeit und Rassenwahn), die programmatisch fixierte Gegnerschaft zum jeweils anderen und die verschiedenen Wirtschaftsordnungen beider Systeme werden heruntergespielt oder ignoriert. Die Totalitarismus-Theorie dient also der Verharmlosung des Faschismus wie des Kapitalismus. Sie erfreut sich in ex-sozialistischen Ländern wie im Mainstream großer Beliebtheit und muss von uns daher umso stärker bekämpft werden.

Ungewöhnlich sein. Antifaschistische Strategie und Taktik dürfen nicht nur auf dem Papier existieren oder sich ausschließlich althergebrachter Konzepte bedienen. Wie immer ist die klassenkämpferische Kreativität aller KommunistInnen gefordert. Entwickelt Straßentheaterstücke, übt antifaschistische Lieder für Demos ein, tut, was immer ihr wollt – aber tut es!

Verbotsgesetz verteidigen. So genannte Liberale, aber besonders heimische Rechte wettern gerne gegen das Verbotsgesetz. Es verbietet ’nationalsozialistische‘ Agitation und Propaganda (‚Wiederbetätigung‘), die Zurschaustellung faschistischer Symbole und die Gründung von Nachfolgeorganisationen von Einrichtungen aus der Hitlerzeit. Man hört oft, eine Demokratie müsse so etwas aushalten. Wir sagen: nein, muss sie nicht. Sie muss sich keine Zweifel am Holocaust anhören, sie muss keine Jobbik- oder andere SA-Nachahmer dulden, sie muss keinen Revanchismus ertragen. Sie muss diesem Scheiß entgegentreten, um zu bestehen. Und deshalb verteidigen wir KommunistInnen in Österreich ganz besonders das Verbotsgesetz.

Wikingermägde weg, freie Frauen vor. Faschos vertreten unerträglich antiquierte, extrem konservative Geschlechterrollen. Logischerweise ist eine Frau in diesem Weltbild kaum mehr wert als der Wachhund im Garten. Sie hat dem Mann widerspruchslos Folge zu leisten. Trotzdem ziehen Neonazis immer wieder auch Frauen an. All das widerspricht unserer Auffassung von der Gleichwertigkeit und der Rechtsgleichheit der Geschlechter. Feministische Agitation auf marxistischer Basis ist also kein Selbstzweck, sondern konsequent antifaschistisch.

Xenophobie bekämpfen. Wichtiges Element der gegnerischen Ideologie ist ihre rassistisch geprägte Fremdenfeindlichkeit. Sie ist entschieden im eigenen Umfeld zu bekämpfen (→ Fabrik, Feldkirch und FH sowie Klasse statt Rasse). Relativierende Phrasen („Ich habe nichts gegen Ausländer, aber…“) sind zu zerstreuen. Kommunistische Intellektuelle haben zudem die Pflicht, der Xenophobie mit wissenschaftlichen Argumenten entgegenzutreten, entsprechende Argumentationsleitfäden zu erarbeiten und ihre GenossInnen damit zu schulen. Gegenwärtig gibt sich die westliche Xenophobie einen kulturellen Anstrich und grenzt sich in abendländischer Manier aggressiv gegenüber dem Islam ab.

Yggdrassil ist irre. Unter westlichen NeofaschistInnen ist die pervertierte Rückbesinnung auf die germanisch-keltische Kultur und Mythologie modisch. Der nordische Weltenbaum Yggdrassil und Runen sind nicht nur altmodischer als das Christentum, sie sind genauso „wie Opium für das Volk“. Sie sind reaktionär. Wir kämpfen gegen die Reaktion.

ZOG [4] und ähnlicher Scheiß. Faschos waren schon immer große Fans von Verschwörungstheorien. Jüdinnen und Juden, MarxistInnen, FreimaurerInnen – von allen und jedem fühlten sie sich verfolgt und bedroht. Dabei verknüpfen sie populäre Ängste und Zweifel mit xenophoben und anderen reaktionären Motiven.

 

[1] Dimitrow vor dem VII. Weltkongress der Komintern, 2.8.1935.

[2] Bobo: abgeleitet von bourgeois bohèmien, franz. etwa bürgerlicher Bohèmien/Selbstverwirklicher. Neuer, aus Frankreich importierter Begriff für meist kleinbürgerlich-egozentrische Studierende in Städten. Bobos fallen etwa durch eine abgehobene, exzentrische Lebensweise auf und sehen in der Selbstverwirklichung in einem Kulturberuf ihre Zukunft. Herkömmliche Erwerbsarbeit wird als spießig empfunden, in ‚armen‘ Bezirken zu wohnen als schick.

[3] Erich Weinert: Lied der Internationalen Brigaden.

[4] ZOG: kurz für Zionist occupied Government, englisch zionistisch besetzte Regierung. Faschistisches Synonym für Washington, D.C. und die US-Regierung. Dahinter steht die Behauptung, genanntes Exekutivorgan setze sich aus Marionetten des angeblich finanzstarken ‚Weltjudentums‘ bzw. Israels zusammen bzw. die echte Regierung der Vereinigten Staaten sei jüdisch. Selbst wenn das stimmen würde, sagt dies noch immer nichts über den Klassencharakter der Regierung aus.